
Er deutet auf die Rosenpflanze direkt neben der Gartentür.
Dann seufzt er ein wenig sehnsüchtig und ich höre mir ein viertes Mal die Geschichte an, wie seine Frau in diesem Haus in seinen Armen gestorben ist.
Viel zu früh. Ich weiß, dass er in diesem Haus mit ihr alt werden wollte. Nun ist es viel zu groß für ihn alleine und der Abschied fällt ihm sichtlich schwer.
Ich hasse Rosen. Mein Großvater hat sie geliebt und das war wohl auch das einzige, das ich nie nachvollziehen konnte. Ich fand sie immer nur pieksig und hässlich.
Es kam, wie es kommen musste.
Wir rissen Büsche aus dem Garten, wir gruben Steine, Platten und Pflanzen aus, entsorgten Zäune und bauten neu. Inzwischen ist nichts mehr, wie wir es vor drei Jahren übernommen haben, als wir dieses Haus kauften.
Nichts.
Wir haben wohl jeden Quadratzentimeter Garten mindestens einmal umgegraben, jeden Stein berührt und wirklich alles ganz grundlegend umgestaltet.
Alles.
Bis auf diese verdammte Rose, die direkt neben meiner Küchentür wuchert und mich bei jedem Gang auf die Terasse sticht.
In einem Anfall von Jähzorn habe ich sie vor zwei Wochen mit Kabelbindern an der Außenleuchte festgezurrt und seitdem wächst sie besser als zuvor.
Sie wird auch diesen Mai wieder blühen und ich werde mir wohl auch dieses Jahr wieder vornehmen, sie im Herbst ganz auszugraben und zu entsorgen.
Genau wie letztes und vorletztes Jahr...