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Channel: Schwarze Limetten
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Stephan.

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Die Nacht war hart. Alles mit den Träumen der Babys ist hart. Heute war es zwar mein Eigenes, aber es sah aus wie Stephan. Er war es. Und er war es wieder nicht. Ich habe ihn schreien gehört, wie jede Nacht, aber diesmal war das kombiniert mit einer der Feuerübungen, die ich machen musste, ich war also wieder in dem verqualmten Raum in dem schwedischen Haus eingeschlossen, aus dem ich mich befreien musste, weil mein Vater die Abzugsklappe des Kamins im Zimmer nebenan zumachte, dann Feuer entzündete aber statt nur mich selber retten zu müssen, schrie ununterbrochen das Baby, von dem ich nicht wusste, wo es sich befindet.

Die letzte Übung dieser Art ist jetzt fast 3 Jahrzehnte her, Stephan noch mal viele Jahre weiter zurück und trotzdem…
Zumindest die Erinnerungen an den Traum verblassen mit zunehmendem Tageslicht, die Echten bleiben mir erhalten.

Mein Vater liebte die psychischen Versuchsaufbauten. Es faszinierte ihn zeitlebens mehr als jede andere Kategorie. Wie lange hält ein Kind Schmerzen aus, wenn man ihm den Ausweg gibt, es in Ruhe zu lassen, wenn es selber stattdessen einem anderen Wesen Schmerzen zufügt? Wie weit kann man das steigern? Wie lange muss man eine Fünfjährige foltern, deren einziger Ausweg ist, dasselbe einem Baby, einem geliebten Tier, einem Gleichaltrigen anzutun?

Ich weiß nicht, was mit Stephan ist. Aber ich kann seine Schreie hören. Immer.

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