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Channel: Schwarze Limetten
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Ein Jahr Schnuppe

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Heute vor einem Jahr war Montag und wir warteten schon seit Tagen sehnsüchtig darauf, ob eine unserer Häsinnen tatsächlich Junge zur Welt bringen würde. Nest war gebaut, Unruhe war da, viel ziegiges Verhalten gegenüber den anderen Häsinnen und eine Zutraulichkeit uns gegenüber, die wir bis dahin nicht kannten.
Und an diesem Morgen ging ich nach draußen, um die Hasen rauszulassen und kontrollierte wie jeden Tag die große Wurfbox, die im Stall stand, und der sich schon seit Tagen kein anderer Hase mehr nähern durfte.

Eine hektische Mama, die mir folgte und mir den Weg in die richtige Ecke zeigte, verriet schon die Neuigkeit: Ein dicker, properer Milchkeks lag da geschützt in haufenweise Wolle gepackt trocken, satt und leise schnaufend im Nest.
Wir hatten ein Hasenbaby.

Heute ist Schnuppe eine ansehnliche junge Hasendame, die ihre eigene kleine Gang anführt. Ihre Best Buddies sind der hektische Frodo und der trottelige dicke Zombit. Als Dreiergespann haben sie den höchsten Scheißelkramfaktor im Gehege. Aber auch mit der Mama und dem Papa unternimmt sie noch viele Ausflüge oder kuschelt sich zwischen die beiden. Ihre Ziehtanten und der dicke Onkel Hasi, der sie mit aufgezogen hat, sind eher ein sicherer Hafen, aber keine Partner. Da sieht man den Altersunterschied sehr deutlich. Mit den Bezugshasen wird gekuschelt oder dort Schutz gesucht, mit den Kumpels unternimmt man Ausflüge oder halbherzige Putschversuche.

Es gibt wohl nichts Schöneres, als ein Tier in einer stabilen Gruppe aufwachsen zu sehen und beobachten zu dürfen, wie es in das soziale Gefüge integriert und von jedem ein wenig miterzogen wird. So soll es sein und so ist es ganz wunderbar.

Wissen

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Heute ist er wieder da. Ich sehe ihn häufig. Er macht dasselbe wie ich, wenn ich auf dem Supermarktparkplatz stehe. Er sitzt im Auto, spielt am Handy, frühstückt, ruht sich aus. Ein Moment der absoluten Ruhe, wenn draußen das Chaos tobt. Eine Oase, die jeden Tag für einen kurzen Moment verfügbar ist.

Dünn ist er geworden.
Noch dünner.
Eingefallene Wangen, traurige Augen.

Er wird gerade seine drei Kinder in Schule und Kindergarten gebracht haben, so wie jeden Tag. Später wird er zur Arbeit fahren. Wie jeden Tag. Irgendwann nachmittags muss er wieder nach Hause. Die Kinder von der Schwiegermutter abholen, die sich um sie kümmert, wenn Schule und Kindergarten aus sind. Und dann wird zuhause seine Frau auf ihn warten.

Die Depression auch. Die Krankheit. Der Tod seines zweiten Kindes. Ihre psychischen Erkrankungen. Ihre Wut. Ihre Trauer. Ich kenne sie gut und bin froh, dass ich inzwischen keinen Kontakt mehr habe.

Ich habe ihre Tränen gesehen. Und seine Blutergüsse. Ihre unbändige, unkontrollierte Wut. Ein schwarzer destruktiver Strudel aus Dunkelheit und Intensität. Meine Mauern waren zu meinem eigenen Schutz immer ganz oben, wenn ich mit ihr umgehen musste.

Ich warte.
Er sieht mich nicht und blickt sich von Zeit zu Zeit suchend um.
Es vergehen fünf, zehn Minuten.
Und ich warte.
Auf diesen einen Moment, den ich inzwischen schon so oft gesehen habe.

Wenn sein Gesicht sich aufhellt und alle Traurigkeit einem sanften Lächeln weicht, das herzzerreißender nicht sein könnte. Sie öffnet die Beifahrertür und setzt sich neben ihn. Küsst ihn zärtlich auf den Mund. Lange. Streichelt seine Wangen, sein Gesicht. Fährt durch seine Haare. Es ist keine Leidenschaft. 
Nur unendliche Zärtlichkeit und Liebe. Wissen.

Ich gehe einkaufen und als ich wiederkomme und meine Sachen einlade, sitzen sie dort immer noch. Ihr Kopf lehnt an seiner Schulter, während er redet. Sie lächelt. Er auch.

Wie jedes Mal denke ich an meinen Lieblingswunsch: 

"Möge der erste Sonnenstrahl des Tages heute das Auge des traurigsten Menschen treffen, den ich kenne."

Und ich glaube, das tat er.

Schlüsselkind

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Ich setzte wie jeden Tag meinen Schulranzen ab und holte den Haustürschlüssel mit der kleinen Kuhglocke heraus. Mein Vater hatte mir diesen Schlüsselanhänger aus der Schweiz mitgebracht und ich liebte das leise Klingeln, wenn man das Glöckchen schüttelte. Ich war stolz, dass ich meinen eigenen Haustürschlüssel zur Einschulung bekommen hatte. Ich schloss auf und keiner war da. Es war nie jemand da. Ich stellte den Ranzen in mein Zimmer und ging in die Küche um zu sehen, was ich mir heute kochen würde. Ich war gerade 5 geworden, früher eingeschult, wie alles, was ich früher machte als alle anderen. Kochen gehörte wohl auch dazu. Nach dem Essen und den Hausaufgaben würde ich zu meinem besten Freund gehen und mit ihm spielen. Er war furchtbar arm, wohnte in einer winzigen Wohnung mit Eltern und Geschwistern und es war überall unordentlich und chaotisch und ... liebevoll. Warm. Dort roch es immer nach gekochten Mahlzeiten und nach Leben. Ich schälte Kartoffeln und überlegte, ob ich mich heute wieder am Backen versuchen würde. Das letzte Mal ging furchtbar schief und ich hatte keine Ahnung warum. Es schmeckte grauenhaft und ich musste alles in den Müll werfen. Ich würde beim nächsten Besuch meiner Großeltern Oma doch noch mal genauer über die Schulter blicken müssen.

Vier Jahre später. Das Gymnasium war ziemlich beängstigend. Sehr groß, ich kannte niemanden, wir waren in den letzten Jahren wieder drei Mal umgezogen. Ich kam mittags nach Hause in das neue riesige Haus, das wir gekauft hatten und keiner war da. Wie immer. Die Mittagsroutine fing an. Essen vorbereiten - meine Mutter arbeitete nun weniger und kam irgendwann gegen 15 Uhr nach Hause, war dann hungrig und wollte etwas essen und danach nur noch schlafen. Mein Vater aß ohnehin bei der Arbeit, dort gab es jeden Mittag gutes und leckeres Essen. Ich war ein paar Mal mit dort, mir meinen zukünftigen Arbeitsplatz ansehen. Er hatte viel mit mir vor. Hausaufgaben machte ich schon lange nicht mehr. Wozu auch. Wenn ich wusste, es würde kontrolliert werden, machte ich morgens noch schnell das Erforderliche. Ansonsten hatte ich frei.
Ich ging in die Wälder, streifte durch Felder und ging den Bach entlang. Ich hatte Zeit. Alle Zeit der Welt.

Oberstufe. Zur Schule ging ich schon lange nicht mehr regelmäßig. Es interessierte ja auch niemanden. Ich lieferte Leistung, wenn es gefordert war und lebte ansonsten mein Leben. Ich verließ zeitgleich mit meiner immer hektischen und beschäftigten Mutter und mit meinem anzugtragenden Vater jeden Morgen das Haus, sein "Sei immmer etwas besser als alle anderen!" im Ohr, und entschied mich meistens erst im Zug, was ich an diesem Tag machen würde. Vielleicht ein wenig Schule, um mich wieder blicken zu lassen? Meine Lieblingsfächer besuchte ich sowieso immer. Die anderen - weniger. Zu Tests und Arbeiten erschien ich und damit hatte sich die Sache. Ich war ja gut. Ich hatte Narrenfreiheit. Vielleicht würde ich ein wenig durch die Stadt bummeln und Geld ausgeben.
Ich brachte meiner Mutter gerne Bildbände von Ländern mit, in die sie noch reisen wollte. Das freute sie, wenn zusätzlich zum Mittagessen noch ein Geschenk dort lag. Ich war früh wieder zuhause. Keiner war da. Wie immer.
Ich versorgte meine Tiere, schrieb, malte, spielte am Computer, sah fern.
Manchmal nahm ich das Fahrrad und fuhr durch die Weinberge. Nur ich und der Fahrtwind in meinem Gesicht.

Einmal blieb ich über Nacht weg. Versteckte mich in meinem Lieblingsversteck auf dem Berg. In den Holunderbüschen. Sie würden nach mir suchen und dann wäre alles wie in den vielen Büchern, die ich gelesen hatte, wenn ein Kind ausriss. Tränenreiche Umarmungen, Aussprachen, Liebesbekundungen. Als ich am nächsten Tag wieder nach Hause kam, schloss ich die Tür auf und keiner war da.

Irgendwann konnte meine Mutter aus Krankheitsgründen ihren Beruf nicht mehr ausüben. Ab da war immer jemand da.
Sie konnte jetzt den ganzen Tag lesen und schlafen und die Putzfrau und die Bügelhilfe und mich herumscheuchen und immer war jemand da, wenn ich das Haus betrat. 

Ich hatte mich noch nie so alleine gefühlt.

Parallelwelten

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Beide großen Mädchen wären jetzt mit 17 beide auf dem Gymnasium und mitten in der Abiturvorbereitung. Sie hätten beide einen Führerschein und auch ein eigenes kleines Auto zum Üben bekommen. Sie wären vielleicht weiter zusammengewachsen, sich näher gekommen, vielleicht wäre es die beste Zeit überhaupt geworden. Für sie, für uns, für alle. Vielleicht hätte die Eine wieder mehr Licht sehen können. Und die Andere mehr Frieden gefunden. Aber zusammen wären wir gewesen. Als Familie.

Nach all den Jahren harter Arbeit und Schmerz und Aufopferung und Kampf und Energieverschwendung auf genau diese beiden Kinder.

Manchmal sitze ich träumend auf der Schaukel und tauche ein in diese rosa Welt, wie ich sie mir für die letzten Jahre hier zuhause mit ihnen gewünscht hätte. So viel Hoffnung, dem einen Kind so etwas wie eine Mutter sein zu dürfen und dem anderen ein ebenbürtiger Partner bei der Ablösung, die auch in der Parallelwelt härter für mich gewesen wäre als alles zuvor.

Wie sehr hing ich an diesem Kind. Meinem Kind. Meiner Erstgeborenen. Die andere Erstgeborene wäre dabei an unserer Seite gewesen. Zu dritt.
Rosa Blase.
Seifenblase.
Illusion.

Heute sitze ich auf der Schaukel und mein Leben ist mir fremd geworden. Es nahm einen Verlauf, der niemals vorgesehen war. Der mich bitter gemacht hat. Und mich an Vielem zweifeln ließ, das vorher meine Glaubenssätze darstellte.
Mein Leben passt mir nicht mehr richtig.

Die Trauer hat den Blick über ein Jahr lang getrübt, doch jetzt, wo die Klarheit zurückkehrt, merke ich nur eines mit aller Deutlichkeit: Ich bin falsch hier.

Neue Wege

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Jeder kennt den Spruch mit dem "Wenn du das tust, was du immer tust, bekommst du das, was du immer bekommen hast". Und das kreist seit vielen Wochen in meinem Kopf.

Meine Selbstdefinition als Mutter und Hausfrau steht gerade sehr auf dem Prüfstand. Ich war nie jemand, dem es vom Kopf her gereicht hat, Kinder zu erziehen und zuhause zu sein, also pflastern unzählige Aktivitäten und Projekte und ehrenamtliche Arbeiten diesen Weg. Geschenkt. Meine Hauptaufgabe waren trotz allem meine Kinder. Immer und an erster Stelle. Mir war es wichtig, zuhause zu sein. Immer ansprechbar. Mit all meiner Liebe und aus tiefstem Herzen frei gewählt.

Ich hatte mit 6 Wochen das erste Kindermädchen und im Laufe meines ersten Lebensjahres noch etwa ein halbes Dutzend weitere davon. Kam früh in die private Kinderbetreuung, wurde mehr gefordert als gefördert, durch alle Hochbegabtenprogramme gehetzt und landete dann irgendwann sehr früh in der Schule.
Meine Eltern haben Karriere gemacht.

Die Zeit, die ich mit ihnen verbracht habe, war durchzogen von Leistungsnachweisen. Höher. Schneller. Weiter. Es gibt keine zweiten Sieger, nur Verlierer. Gewinnen kann nur Einer, und das bist du. Sei immer besser als alle anderen. Du musst nur einmal öfter wieder aufstehen als der Zweite.
Na klar kann ich jetzt alles, aber der Preis, den ich gezahlt habe, war hoch.
Ich kann jagen, fischen, töten, eiskunstlaufen, reiten, rollschuhfahren, in der Wildnis überleben, spreche mehrere Sprachen, kann handwerken genauso wie kochen, backen, nähen, stricken, häkeln, mauern, Möbel bauen, ein Dach decken, schreiben, gärtnern, kann Elektronik auseinandernehmen und zusammenbauen, Schach spielen, boxen, Feuer machen, surfen, programmieren, Drogen herstellen, löten, schweißen, mit jeder Art von Tieren umgehen, schwimmen, Wasserski fahren, habe Führerscheine, kann Motorboote fahren, Möbel herstellen, spiele mehrere Instrumente und noch die anderen zwölf bis vierzig Dinge, die man mir im Laufe meiner Kindheit so aufgezwungen hat.

Bilder von mir kannte ich eher aus Zeitungen als von Familienalben. Ich weiß, wie es ist, vor großem Publikum aufzutreten und ich habe den Applaus immer gehasst. Weder der schönste Sprung beim Eiskunstlaufen noch das Klatschen von mehreren Tausend Menschen nach dem Beenden eines fehlerfrei gespielten Musikstücks war irgendwann etwas wert.
Mir. Etwas wert.
Es war eher so, dass ich in diesen Momenten etwas wert war. Nämlich meinen Eltern.

Nichts davon ist schlecht. Vieles hat Spaß gemacht.
Heute bin ich dankbar für all meine Fähigkeiten und vermisse trotzdem eine liebevolle Kindheit.
Das kann und darf nebeneinander existieren.

Und so wundert es vielleicht nicht, dass ich mich dieser Bewertung und diesem Leistungsgedanken mit 18 so allumfänglich entzogen habe, wie es nur ging. Nach mehreren Studienversuchen, die mir allesamt zu langweilig waren, stürzte ich mich in das Leben, das ich nie kannte. Jenseits von Reichtum und Wissen und Ruhm und Glanz. Ich fing an zu arbeiten. Und es begann die aufregendste Zeit meines damaligen Lebens. Ich habe alles gemacht, war mir für nichts zu schade und habe jeden Moment davon genossen. Das war häufig auch am Rande der Legalität oder auch etwas darüber, wer weiß das schon so genau, aber ich spürte mich das erste Mal selber. Mich. Nur. Mich.

Heute scheint mir das schwieriger zu sein.
Ich kann nicht auf einem Schiff irgendwo anheuern und für drei Monate weg sein.
Ich kann keine Autorennen mehr fahren.
Ich habe ein Haus und Familie und Tiere und will vor allem auch gar nicht von alledem weg.
Aber es scheint mir gerade alles aufzubrechen, alles Alte wegzubrechen, so dass ich ein ähnliches Gefühl habe wie damals, vor 22 Jahren.

Mein jüngstes Kind ist 8, die größten Beiden sind nächstes Jahr volljährig.
Und meine Verantwortung wird zwar nicht geringer, doch sie erfordert schon einige Jahre nicht mehr die vollumfängliche Präsenz, die ich all die Jahre mit kleinen Kindern zeigen musste.

Auch ich löse mich aus dieser gewählten Rolle.
Nur habe ich keine Ahnung, wo es hingehen wird.

Einundvierzig

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Am Samstag war es soweit - ich hatte Geburtstag!

Da ich mich immer noch von einer über drei Wochen andauernden Krankheit erhole, gingen wir es ruhig an. Lieblingskuchen zum Frühstück, Geschenke auspacken, Faulenzen.

Ein wenig konnte ich bereits mein Lieblingsgeschenk ausprobieren - den lang ersehnten Elektrotacker. <3 

Es war herrlichstes Herbstwetter - alle Blätter verfärbt, strahlender Sonnenschein, warmer Wind. Und so nutzen wir die Gelegenheit zu einem ausführlichen Spaziergang mit den Hunden auf dem Berg durch Wiesen und Felder.

Alles in allem der schönste Tag seit langem mit der Sehnsucht, bald endlich wieder mehr unternehmen zu können.

Mein bester Freund, das Sofa

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Ich dachte, nach der langen Grippeerkrankung nehme ich mir noch mal zwei, drei Wochen Zeit für eine große Muskelverletzung im Rücken. Ich verbringe meine Tage also entweder im Bett liegend, weil das die einzige Möglichkeit ist, schmerzfrei zu sein - oder ich sitze mit dem Hund auf dem Sofa und langweile mich zu Tode. Auf dem Sofa sitzen ist nach Im-Bett-liegen nicht mit solchen Schmerzen verbunden, dass ich mich vom Dach stürzen will, also verbringe ich dort ebenfalls sehr viel Zeit. Ich habe die Kinder genötigt, die xBox aus dem Partyzimmer wieder ins Wohnzimmer zu bringen, wo ich dann in Decken eingepackt Supermutanten erschießen, Sims heiraten lassen oder Challenges spielen kann. Meine Freuden im Leben...
Nach dem letzten Besuch beim Orthopäden und einer Spritze mit wirklich extrem langer Nadel, die munter in meinem Rücken herumstocherte, geht es langsam aufwärts. Betonung auf langsam, aber immerhin aufwärts.
Ich kann das Sofa allmählich nicht mehr sehen, ich möchte arbeiten, etwas tun, produktiv sein, aber so lange ich mich nach dem duschen oder staubsaugen erst mal ne Stunde hinlegen muss, weil ich so erschöpft bin, wird das noch nicht wirklich was.

Versprochen ist versprochen

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Ich mache nicht gerne Versprechen.

Und ich bekomme auch nicht gerne welche.

Mein Leben und meine Erfahrung zeigen mir, dass nur die allerwenigsten Menschen achtsam mit dem umgehen, was sie zusagen. Und ein Versprechen - die stärkste und wohl erwartungsbehaftetste Form der Zusage - ist oft den Atem nicht wert, der darauf verschwendet wird, sie auszusprechen.

Mir stellen sich die Nackenhaare zu Berge, wenn Eltern von ihren Kindern Versprechen einfordern - wie soll Kindern möglich sein, woran die meisten Erwachsenen scheitern? Umgekehrt ist es so, dass ich meine Kinder, die alle in einem gewissen Alter die Floskel "Ich verspreche es" mal mir gegenüber formuliert haben, mit Händen und Füßen davon abhalte, genau das zu tun. Ich will keine Versprechen. Ein Versprechen muss erfüllt werden. Wird es das nicht, war es nichts wert. Sind Worte irgendwann nichts mehr wert. Und dagegen wehre ich mich.

Ich bin ein sehr verbindlicher Mensch. Ich tue, was ich sage. Dass das unter Umständen nicht mit der Lebensrealität der Anderen übereinstimmt, ist erst einmal nicht mein Problem. Wenn ich ein Versprechen gebe, dann halte ich es. Um jeden Preis. Da ich um den Druck weiß, den das auslöst, mache ich nur sehr sehr wenige davon. Nur die, die ich will. Und von denen ich weiß, dass ich sie erfüllen kann und werde.
Ich verspreche den Kindern nur selten etwas, anderen Menschen schon mal gar nicht und dem Mann nur Eines.

Das ist gleichzeitig das umfangreichste Versprechen von allen und ich habe es vor Zeugen abgelegt. Verbindlicher geht wohl nicht mehr.

Wenn du nicht tot wärst...

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... dann hättest du heute Geburtstag.

Hört man im Tod auf, Geburtstag zu haben?

Auf jeden Fall wohl nicht für die Lebenden. Und so wird auch für mich dieser Tag Zeit meines Lebens immer mit deinem Geburtstag verbunden sein.
Du bist jetzt fast 2 Jahre tot. Die Umstände deines Sterbens haben mir den Abschied von dir leicht gemacht. Dein Schweigen war immer leichter zu ertragen als der offene Hass. Weh tat beides.

Ich war noch keine 10 Jahre alt, als ich aufhörte, Mama zu dir zu sagen. Dieses Wort kam nie wieder über meine Lippen und auch in Gedanken nenne ich dich niemals so. Ich habe im Grunde keinen richtigen Namen für dich. Vielleicht hätten wir noch einen gefunden, wenn wir die Chance auf ein letztes Gespräch gehabt hätten... Ich weiß es nicht. Ich weiß, dass ich seit fast 2 Jahren meinen Vater wiederhabe. Neu kennenlerne. Anders kennenlerne. Das wäre nicht geschehen, wärst du nicht so früh gestorben. 

Manchmal besuchst du mich noch in meinen Träumen. Nicht mehr so bedrohlich wie früher. Es ist inzwischen okay. Ich kann dich dort lassen. Deine Macht war endlich.
Das begreife ich aber auch erst jetzt.

Vor einigen Wochen habe ich das allererste Mal in meinem Leben etwas Schönes von dir geträumt. Es war eine Abschiedsszene. Dein Gesicht war freundlich, zugewandt. Ohne Hass, ohne Bitterkeit. Du entferntest dich von mir und ich war lange unschlüssig, was ich tun sollte. Du warst so freundlich. Echt. Authentisch. So kannte ich dich nicht. Und irgendwie wusste ich, dass dies ein Abschied für immer sein würde. Also richtete ich mich irgendwann auf und schrie: "Ich liebe dich!" hinter dir her. Worte, die mir in unser beider Leben nie über die Lippen gekommen sind. Aber ich brüllte sie aus tiefster Seele. So laut ich nur konnte. Du musstest sie einfach hören. Und ich glaube, das tatest du. Du hast gelächelt. Mich angelächelt. Wie es eine Mutter getan hätte. Dann warst du verschwunden und ich blieb zurück.

Wo auch immer du nun bist, ich wünsche dir vor allem eines: Frieden.
Und dass du loslassen konntest, was dich innerlich zerfressen hat.

Adventskalendertürchen Nr. 1

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Dieses Jahr war so voll, so umwälzend, so anstrengend, dass ich die Adventszeit nutzen möchte, mir zu vergegenwärtigen, wofür ich in diesem Jahr besonders dankbar bin.

Nr. 1 - Körper

Ich bin unglaublich dankbar für meinen derzeitigen Gesundheitszustand.
Mein Körper hat mich in diesem Jahr ganz anders gefordert als in den Jahren zuvor. Es ging nicht um Schadensbegrenzung oder um Symptomlinderung - es ging das erste Mal nach langer Zeit um Aufbauarbeit.

Seit März bin ich im Fitnessstudio und trainiere 3-5 Mal die Woche regelmäßig alle Muskelgruppen. Das Laufen musste ich wegen dem Arthroseknie zwar reduzieren, aber auch hier bin ich fit wie schon lange nicht mehr. Die schwere Entzündung von Ende letzten Jahres ist nach 6 Monaten ausgestanden gewesen. Ein paar Kilometer laufen? Kein Problem.
Mein Körper fühlt sich gut und kräftig an.

Die Lordose der Halswirbelsäule ist durch Training, Orthopädenbesuche und Änderung der Lebensführung komplett verschwunden. Auf dem Niveau kann ich nun endlich die erforderliche Gewichtsreduzierung angehen, die ich dieses Jahr nicht auch noch umsetzen konnte, aber ich übe mich in Nachsicht (ein eigenes Türchen, vermutlich).

Ich bin ärztlich in den besten Händen, habe gute Begleiter, alle Vorsorgeuntersuchungen dieses Jahr absolviert und bin bis auf die chronischen Krankheiten gesund. Ganz allumfassend.

Ich hoffe sehr, dass hier im nächsten Jahr dann auch "schmerzfrei" stehen wird.

Adventskalendertürchen Nr. 2

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Nr. 2 - Familienleben

Wir haben harte Jahre als Familie hinter uns. Die Aufnahme der Zusatzkinder 2016. Einzug von Uroma 2017, katastrophaler Weggang des großen Kindes 2018, Zweitwohnung für das große Zusatzkind in Ausbildung Anfang 2019. Wir haben einen ziemlichen Streifen mitgemacht. Die drei Kleinen sind durchgeschüttelt und gerüttelt worden, aber auch wir als Erwachsene waren oft kurz davor, einfach alles hinwerfen zu wollen.

Seit Anfang diesen Jahres können wir wieder atmen. Das Haus gehört zu großen Teilen wieder uns, es ist nicht mehr alles so eng und beklemmend, die Streitereien sind mit dem Zusatzkind ausgezogen genau wie die ständige Alarmbereitschaft in Bezug auf Suizidversuche oder Angriffe.
Das macht nach den letzten Jahren vor allem eines: frei.

Ich bin wahnsinnig dankbar, dass unser Kern von all den Stürmen unberührt blieb. Wir fünf sind näher zusammengerückt. Nachdem ich Mitte des Jahres aus meiner Trauer um die Flucht der großen Tochter aufgetaucht bin, kann ich endlich wieder klarer auf das blicken, was ich habe: eine ganz wunderbare Familie. Dass sie gerade nicht dazugehören möchte, ist ganz allein ihre Entscheidung, die ich inzwischen akzeptieren kann.

Wir haben viele Regeln in diesem Trauerprozess einfach über Bord geworfen. Unser Umgang miteinander ist sehr viel freier, ehrlicher und lockerer geworden. Ich habe erkannt, dass ich sehr wohl einen großen Teil Verantwortung trage und in anderen Bereichen dafür aber nicht die Schuld, die mich fast erdrückt hätte.

Ich bin dankbar für jeden Tag, den ich mit den Kindern verbringen darf. Und ich glaube, ich bin heute die beste Mutter, die ich je war. Auch wenn das ganz anders ist als ich mir immer vorgestellt habe.

Adventskalendertürchen Nr. 3

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Nr. 3 - Hunde

Da muss ich nicht viel zu schreiben und könnte doch gleichzeitig Bücher mit meinem Glück und meiner Dankbarkeit füllen.

Der kleine Braunbär, der mal ein Hund werden wollte, ist in diesem Jahr in einem Umfang charakterlich gereift, dass ich ihn abwechselnd knuddeln, mit Keksen vollstopfen und anbeten möchte.
Er hat den Sprung vom Junghund zum erwachsenen Hund mit einer Klasse vollzogen, die ihresgleichen sucht. Ich bin so dankbar für diesen Gefährten.

Und als ob das nicht schon völlig ausreichen würde, haben wir in diesem Jahr Zuwachs bekommen. Mein Herz will einfach nur überlaufen vor lauter Glück.
Der kleine Eisbär, der in einer Zeit der Umwälzung zu uns kam, der eigentlich als Traum von mir schon ad acta gelegt wurde, und dann aber als das beste Hochzeitstagsgeschenk aller Zeiten Wirklichkeit wurde.

Der trotteligste kleine Welpe des Universums ist vor 7 Monaten hier eingezogen und stellt seitdem unsere und Ludwigs Welt auf den Kopf. Ich weiß noch nicht genau, was er mal werden möchte, wenn er groß ist - ich hoffe ja immer noch, ein Hund - und es ist alles anders als ich mir das vorgestellt habe, aber ich liebe jeden einzelnen Moment davon.

Zwei solche Begleiter im Leben haben zu dürfen, erfüllt mich nicht nur mit Dankbarkeit sondern auch mit großer Demut. Jeden Tag wieder.

Adventskalendertürchen Nr. 4

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Nr. 4 - Die Frau mit Facetten

Jetzt erschrickt sie vermutlich erst einmal beim Lesen, aber das ist in Ordnung. Ich bin dieses Jahr für zwei Menschen in meinem Leben besonders dankbar und einer davon ist die Frau mit Facetten.

Wir kennen uns seit fast 15 Jahren (!) aus dem Internet und trotz zahlreicher Blogumzüge haben wir uns nie aus den Augen verloren. Ich habe damals nur 30 Kilometer von ihr entfernt gewohnt und schon damals hatte ich das Gefühl - das ist was! Inzwischen wohne ich 300 Kilometer von ihr entfernt und wünschte, ich hätte damals schon den Mut besessen, sie zu treffen.
Aber alles kommt zu seiner Zeit...
Und so schrieb sie mir Anfang des Jahres irgendwann den Vorschlag zu einem Treffen Ende September. September - das war noch verdammt lange hin und dementsprechend leichtfertig sagte ich zu. Würde schon schiefgehen, irgendwie... 

Was dann allerdings passierte, ist besser, als ich mit Worten ausdrücken kann. WhatsApp sei Dank hatte ich plötzlich eine Freundin im Alltag dazugewonnen. Warum haben wir das nicht vorher gemacht? Als ob 15 Jahre gegenseitige Sympathie auf der Lauer gelegen hätten, um dieses Jahr zu sagen: So. Jetzt machen wir mal was Ordentliches damit!
Als Freundin, Ratgeber, Herzausschütt-Person und Vorbild möchte ich sie nicht mehr missen.

Und als wir uns dann getroffen haben, widerfuhr mir weder der erwartete emotionale Meteoriteneinschlag noch irgendetwas ganz schrecklich Furchtbares, sondern es war, als wäre es nie anders gewesen und als würde diese wunderbare große schöne Frau jede Woche mit mir in meinem Esszimmer sitzen und mit mir Gespräche führen.
Das ist dieses Jahr ein unglaubliches Geschenk gewesen. Zu wissen, da ist jemand, der einfach da ist. Für mich, mit mir. Der sich mit mir freut, Anteil nimmt, mir im Denken so ähnlich und doch ganz anders ist.

Danke, dass es dich gibt!

Adventskalendertürchen Nr. 5

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Nr. 5 - Dad 

Ich bin auch in diesem Jahr unglaublich dankbar dafür, mit meinem Vater wieder Kontakt zu haben. Das ist seltsam, denn ich lerne den übermächtigen Mann aus meiner Kindheit anders und ganz neu kennen. Wir stehen in regem Kontakt, ich erfahre Neuigkeiten aus seiner Welt in Schweden und er aus meiner hier. Er ist interessiert, schickt den Kindern und mir Geschenke und ich bekomme Fotos von den Elchen in seinem Garten, wir tauschen uns übers Kochen, übers Gärtnern und viele andere Dinge aus.

Nichts davon wäre ohne den frühen Tod meiner Mutter möglich gewesen. Ich freue mich über jede Nachricht, auch wenn mein eingerostetes Schwedisch mich manchmal stolpern lässt. 

Er hat uns unlängst eingeladen, ganz vielleicht mal im Sommer bei ihm vorbeizuschauen und ich weiß, dass wir gegen den Krebs und gegen die Zeit rennen, aber ich werde nichts übers Knie brechen.
Was sein wird, wird sein.

Momentan ist diese zarte Beziehung zu ihm ein Geschenk, das ich manchmal kaum zu berühren wage, aus Angst, dass ich träume und es sich beim leisesten Windhauch in Luft auflösen könnte. Aber ich glaube daran, dass es das nicht tun wird und vielleicht ist das etwas, wofür ich ihm am dankbarsten bin: Dass ich jetzt - mit 41 - noch einen Vater bekomme.

Adventskalendertürchen Nr. 6

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Nr. 6 - Christus, der lustige große Mann aus dem Handy

Der große Mann in meinem Handy heißt natürlich nicht Christus, ist aber trotzdem ein großer Mensch mit einem noch großartigeren Sinn für Humor.

Und da er heute Geburtstag hat, ist das heutige Türchen natürlich auch ihm gewidmet.
(Und Christus heißt er, weil die Kinder sich Namen anscheinend grundsätzlich nicht richtig merken können.)

Wie das im Internet so ist, gibt es Menschen, die einfach mehr in einem berühren als Andere. Und als wir uns letztes Jahr kennenlernten, war er genau so ein Mensch.

Seit diesem Jahr haben wir unseren Kontakt auf die private Ebene verlagert und das ist das Beste, das mir passieren konnte. Ich habe einen Begleiter im Alltag dazugewonnen, der mir quasi Bruder und Freund gleichermaßen geworden ist.
Wir leben in so unterschiedlichen Welten und kommen doch immer wieder auf einen gemeinsamen Nenner.
Ich bewundere ihn sehr für sein breit gefächertes Wissen und hole mir gerne Ratschläge von ihm ab - egal, ob es nun um Pflanzen oder ums Kochen oder was ganz anderes geht.

Ich bin dankbar, einen so liebevollen, zugewandten, sanftmütigen und wunderbaren Menschen in meinem Leben zu haben!

Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag! 

Mögest du gesegnet sein
mit Wärme in deinem Zuhause,
Liebe in deinem Herzen,
Frieden in deiner Seele
und Freude in deinem Leben.

Es ist so schön, dass es dich gibt!

Adventskalendertürchen Nr. 7

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Nr. 7 - Finanzen

Dieses Jahr war eine unserer verlustreicheren Phasen.

Durch den überraschenden Weggang der großen Tochter mussten wir nicht nur den vierstelligen Berg Ausgaben, den sie kurz vorher verursacht hat, sondern von einem auf den anderen Tag plötzlich durch fehlende Zuschläge in Gehalt, Baufinanzierung, etc. monatlich einen Verlust von 1.000 Euro auffangen. Durch das Anmieten der Zweitwohnung und Bereitstellen diverser Dinge für das große Zusatzkind verlieren wir monatlich noch mal einige hundert Euro.

Das hat weh getan. Und tut es noch. Sehr.

Zusätzlich schwebte über meinen Gedanken monatelang das Damoklesschwert, dass ich mit all meinen psychischen und physischen Problemen gezwungen sein würde, zusätzlich noch extern arbeiten zu gehen. Das hat mich dieses Jahr gleich mehrfach in ein tiefes dunkles Loch geschubst.

Und ich bin gerade deswegen unglaublich dankbar, für das, was wir haben. Das alles bringt uns nicht an den Rand unserer Existenz. Wir haben noch Luft nach unten und auch wenn wir unseren Lebensstandard drastisch reduzieren mussten - es geht.
Wir sitzen in unserer Burg, wir haben einen Garten und Tiere und Kinder und wenn etwas unreparabel kaputt ist, ersetzen wir es.
Damit sind wir reicher als viele andere Menschen.
Das ist bei aller positiver Betrachtungsweise ein zweischneidiges Schwert und ich entscheide mich sehr bewusst für die Seite, die mir weniger Kummer bereitet.

Die Dankbarkeit für das, was bleibt.
Es kommen auch wieder andere Zeiten.

Adventskalendertürchen Nr. 8

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Nr. 8 - Ärzte

Das ist im Grunde ein sehr profanes Thema, aber für einen Ärztephobiker wie mich ist es unglaublich wichtig, im Alltag (in Notfällen ist es ja eher wurscht) die richtigen Ärzte an meiner Seite zu haben.
Ärzte, die positiv und bestärkend mit mir umgehen und in der Lage sind, mir zugewandt auch unangenehme Wahrheiten mitzuteilen.
Das ist keine Selbstverständlichkeit.

Ein guter Arzt muss für mich in erster Linie männlich sein (Fachliche Eignung erwähne ich nicht extra, weil ich die voraussetze). Als jemand, der von seiner Mutter (und damit einer Frau) die Kindheit über sexuell missbraucht wurde, ist es für mich persönlich nicht gut möglich, mich einer Frau in Themenbereichen, die meinen Körper betreffen, anzuvertrauen. Das schränkt die Auswahl schon mal etwas ein. Wenn dann noch Empathie und die Fähigkeit, über das eigene Fachgebiet hinausschauen zu können, hinzukommen sollen, hat man nicht mehr allzuviele Optionen.

Aber inzwischen begleitet mich in Gesundheitsfragen ein Team aus genau solchen Menschen und dafür bin ich bei jedem Arztbesuch sehr sehr dankbar.

Adventskalendertürchen Nr. 9

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Nr. 9 - Haus und Garten

Wie jeden einzelnen Tag bin ich auch in diesem Jahr sehr dankbar für Haus und Garten.
Das Haus ist endlich wieder meine Burg geworden, in der ich Kraft tanken und mich um mich selber kümmern kann.
Die jahrhundertealten Mauern halten uns im Sommer kühl und im Winter warm. Keine Hauswand berührt eine Grundstücksgrenze und wir können hier tun und lassen was wir wollen. Mehr Freiheit geht nicht.

Der Garten hat in den letzten Jahren sehr unter der Vernachlässigung durch "keine Zeit, keine Kraft" gelitten und dieses Jahr konnte ich wieder richtig etwas machen. Ich habe stundenlang in der Erde gebuddelt, gepflanzt, geräumt und umstrukturiert, konnte einige Ideen verwirklichen und das große Hasengehege erweitern.
Ich habe viel geschaukelt und endlich haben wir ein Dach für meine Hollywoodschaukel gefunden, dass so groß ist, dass ich auch bei strömendem Regen beim Schaukeln nicht nass werde. Ich habe viel im Garten geschlafen und zwar im Sommer zu selten draußen übernachtet, aber sehe auch, dass das gar nicht so oft nötig war, um mich wieder in meine Mitte zu bringen. Auch dafür bin ich dankbar.
Wir haben Obst und Gemüse aus dem Garten gegessen, die Kinder haben im Haus durch die neue Zimmereinteilung wieder deutlich mehr Platz zum Leben und Spielen und das wirre Bunt an den Wänden weicht auch dieses Jahr immer weiter dem hellen Grau, in das ich mich verliebt habe.

Ich bin an diesem Ort rundum glücklich und zufrieden und voller Dankbarkeit für diesen Platz zum Leben.

Adventskalendertürchen Nr. 10

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Nr. 10 - Kaninchen

Meine Herzenstiere - meine wunderbaren hoppelnden Flauschbälle.

Die Liebe zu Kaninchen ist so alt wie ich selbst. Mein Großvater züchtete Deutsche Riesen und diese Tiere gehören untrennbar zu meinen frühesten schönen Kindheitserinnerungen. Der Geruch, der mir in die Nase steigt, wenn ich den Stall betrete, lässt meinen Herzschlag sinken, mich entspannen und lächeln und plötzlich ist alles nicht mehr ganz so schlimm. Wenn dann noch fast ein Dutzend Tiere auf mich zugerannt kommen, die mich anstupsen, mich ablecken, um Leckerlis betteln oder mit mir spielen wollen - dann bin ich ganz allumfassend glücklich.

Das ist nicht mit den Hunden zu vergleichen, die eher meine Gefährten im Alltag sind.
Die Kaninchen sind wie eine flauschige duftende Wolke aus purer Glückseligkeit.
Und so schaffe ich mir über Tag immer wieder Momente, in denen ich einfach im Stall sitzen kann oder mich zu ihnen in den Garten setze und genieße.
Wir haben dieses Jahr vier weitere Tiere aufgenommen, deren Besitzer sie aus verschiedenen Gründen nicht mehr halten konnten oder wollten.
Ein Kaninchen ist dieses Jahr verstorben und so sind es momentan 11 Tiere.

Im Mai haben wir eine sehr aufregende Großgruppen-Vergesellschaftung erleben dürfen, die zum Glück deutlich weniger stressig für die Tiere verlief als befürchtet.
Wir haben eine funktionierende Gruppe aus gut zueinander passenden Charakteren.
Der kleinste Zwerg hat genauso seinen Platz gefunden wie der behinderte Onkel Hasi, der körperlich deutlich eingeschränkt ist. Die Mädchen haben die Jungs fest im Griff. Das schwarze Klößchen hat seine Aggression in den Griff bekommen und ist trotz schlechter Haltung inzwischen eine Seele von Hase; der große Goethe mit seinen 8 Kilo nimmt Rücksicht auf die Kleineren und Schwächeren.

Einer meiner liebsten Wege jeden Morgen ist der Gang in den Stall, um die Kaninchen in den Garten zu lassen.
Wenn eine Meute aus weichem Fell und vorwitzigen Nasen und wippenden Riesenlöffeln darauf wartet, endlich wieder rauszustürmen.

Das ist nicht nur Dankbarkeit, das ist Liebe.

Adventskalendertürchen Nr. 11

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Nr. 11 - Leere 

In diesem Jahr hat mein Interesse an Dingen weiter nachgelassen. Wir haben unseren Besitz weiter reduziert. Alles, was wir weggegeben, verkauft oder auch auf den Sperrmüll gepackt haben, schuf mehr Raum für eine Art von Leere, die ich inzwischen sehr beruhigend finde. Ginge es nur nach mir, würde ich noch viel mehr ausmisten, aber so lange die Kinder noch bei uns wohnen, ist das nur sehr begrenzt möglich.

Ich genieße die relativ leeren und ungeschmückten Räume im Haus. Die bunte Wandfarbe wich einem hellen Grau, das diesen Zustand noch weiter unterstützt. Wir konnten durch den Auszug der großen Kinder eine spürbare Anzahl an Dingen reduzieren - und wenn es nur die riesigen Töpfe sind, die nicht mehr bei jeder Mahlzeit auf dem Herd stehen müssen. Jedes weggegebe oder ausgezogene Teil verschaffte mir mehr Luft und mehr Raum zum Atmen und Leben. Ich hätte nie gedacht, wie frei das macht.

Im nächsten Jahr möchte ich diesen Weg gerne weitergehen.
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